Unsichere Gasversorgung - Stadtwerke und SPD haben Alternativen diskutiert
Zahlreiche SPD-Mitglieder sind der Einladung von SPD-Gemeinderat Vatche Kayfedjian gefolgt, die Stadtwerke zu besuchen – aus der Fragestellung heraus „Ist die Gasversorgung sicher?“, die aus aktuellem Anlass besteht.
Hans Bauer, Geschäftsführer der Stadtwerke, begann mit einer kurzen, geschichtlichen Einleitung. Die Sozialdemokraten erfuhren, dass die Stadtwerke aus dem Trossinger Bahnanschluss heraus entstanden, für dessen Schienenfahrzeuge Strom benötigt wurde, um diese zu betreiben. Aus einem anfänglichen Elektrizitätswerk entwickelten sich die heute in einzelne Gesellschaften gegliederten Stadtwerke. Bauer möchte betonen, dass die Stadtwerke bis heute den Bürgern Trossingens gehören. Diesen bieten die Stadtwerke Strom aus Wasserkraft, die Lieferung von Erdgas oder Biogas, oder Fernwärme unter anderem durch Blockheizkraftwerke.
Aber ist denn die Gasversorgung sicher? Putin verhindert ausreichende Gaslieferungen zur Füllung der Speicher. Erschwerend kommt hinzu, dass der Gasbedarf nicht leicht einzuschätzen ist, beispielsweise ist er von den Temperaturen des kommenden Winters abhängig. Eingekauft wurde eine entsprechende Menge bereits, die Frage ist, ob diese beim Verbraucher ankommen kann. Die Annahmen gehen allerdings davon aus, dass eine Lieferung bis zum Endkunden möglich sein wird. Haushaltskunden haben dabei gesetzlich Vorrang vor Industrie und Gewerbe. Bauers Fazit: „Deutschland geht einer ungewissen Versorgungslage im Winter 2022/2023 entgegen.“ Eine Beantwortung der Frage ist schwierig. Knappheit und eine eingeschränkte Lieferung lassen die Preise steigen, das bekommen die Verbraucher zu spüren. Lag der Nettopreis langjährig bei 2 Cent, so liegt er jetzt bei 14 Cent, eine Versiebenfachung. Auch bemerkbar macht sich die Coronapandemie, wodurch die Preise abflachten, jetzt durch verstärkte Nachfrage und dem Ukraine-Konflikt verschärft sich die Situation. Die Genossen reflektieren, wie Energie für die Bürger bezahlbar bleiben kann. Allerdings sind sie sich auch einig, dass beispielsweise Atomenergie keine Lösung darstellt – und damit positionieren sie sich klar gegen Bauers Vorschlag.
Was sind die Alternativen? Bauer erklärt, dass zum Beispiel heimisches Schiefergas gefördert werden könnte. Dabei entstehe allerdings ein Zielkonflikt zwischen Umwelt und Klimaschutz und Energieproduktion. Die Stadtwerke Trossingen planen konkret einen Ersatz von Erdgas im Umfang von 15 Prozent durch eine eigene Hackschnitzelanlage. Auch Solarthermie auf eigenen Dächern wird erwähnt. Kritisch sieht Bauer Photovoltaikanlagen. Wetterunabhängig muss der Versorger, also die Stadtwerke, trotzdem für die Energie garantieren. Auch ein Planvorhaben ist Windenergie. Hier wird der Bau von zwei Windkraftanlagen anvisiert. Zwar hat eine früher durchgeführte Windmessung nur ernüchternde Ergebnisse gezeigt, jedoch könnte durch neue, moderne Anlagen trotzdem wirtschaftlich Strom erzeugt werden.
Fazit des Tages ist, dass, auch angesichts Russlands Gaspolitik, auf andere Formen der Energiegewinnung umgestiegen werden muss, um nicht nur unabhängiger zu werden, sondern auch umweltfreundlicher. Die SPD-Mitglieder erteilten der Rückkehr zu Atomenergie oder Fracking eine klare Absage. Die alternativen Technologien gibt es bereits, sie müssen nur noch eingesetzt werden.
Vatche Kayfedjian bedankte sich bei Hans Bauer für die Führung und auch für die Beantwortung des eigens erstellten Fragenkatalog, der den Mitgliedern ausgiebig beantwortet wurde. Kayfedjians Resumée: „Wir werden mit höhreren Preisen leben müssen. Jedoch machen wir uns Sorgen um Renter, Alleinerziehende, Familien, für die diese Preise eine hohe Belastung darstellen. Diese Menschen im Kalten sitzen zu lassen, kann nicht die Lösung sein.“ Eine Unterstützung muss her, oder günstige Alternativen.